BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


 

Eine bedeutende Insektengruppe stellen die über 560 verschiedenen Wildbienenarten in Deutschland dar. Obwohl sie als Bestäuber unverzichtbar sind, haben die ständigen Eingriffe in die Ökosysteme dazu geführt, dass in Deutschland mittlerweile 50 % aller Arten gefährdet sind.

In einem Vortrag der BUND-Gruppen Blaubeuren, Laichingen, Berghülen, Blaustein und die Bürgerinitiative Wippingen gegen Gentechnik zeigte Professor Manfred Ayasse vom Institut für Evolutionsökologie und Naturschutzgenomik der Universität Ulm, wie ungemein vielfältig die Gruppe der Wildbienen ist. Die Gäste im vollbesetzten Vortragsraum des Naturfreundehauses Blaubeuren bereuten ihr Kommen nicht.

Wer einen Garten hat, ist sich vielleicht gar nicht bewusst, dass außer den bekannten Honigbienen noch Wildbienen auf Nektar- und Pollensuche unterwegs sind, allenfalls Hummeln sind allgemein bekannt. Sie sind die größten Wildbienen und damit viel größer als ihre kleinsten Verwandten, die lediglich auf eine Größe von 3-4 mm kommen. Auch farblich ist die Gruppe der Wildbienen sehr variantenreich, fast alle sind jedoch stark behaart, was auch damit zusammenhängt, dass sie Pollen sammeln müssen um damit ihre Brut zu versorgen. Wie sie das tun, sagt bei Beinsammlerbienen und Bauchsammlerbienen bereits ihr Name. Die meisten Wildbienen legen Brutkammern an, in denen sie einen Nahrungsvorrat und ein Ei legen. Aus diesem entwickelt sich im Laufe des Sommers eine fertige Wildbiene, die im adulten Stadium und mit reduziertem Stoffwechsel den Winter überdauert, worauf ein neuer Zyklus beginnt. Die beiden Generationen begegnen sich also nie und wenn eine Wildbiene ihre 5 – 10 Brutzellen gefertigt hat, ist ihr Leben zu Ende. Anders die sozialen Arten wie die Hummeln - diese leben wie die Honigbienen in einem Volk, das Kasten bildet und Arbeitsteilung betreibt. Die Generationen überlappen sich also, allerdings legt nur die Königin Eier und überwintert als einziges Tier. Doch nicht alle Wildbienen betreiben eine aufopfernde Brutpflege, parasitär lebende Kuckucksbienen legen ihre Eier in fremde Brutkammern, indem sie teilweise sehr raffinierte Methoden anwenden.

Überraschend vielfältig sind auch die Orte, an denen die Wildbienen Brutkammern anlegen: Scherenbienen etwa bohren Löcher in Totholz, Schneckenhausbienen verwenden leere Schneckenhäuser, die zum Beispiel auf den Wacholderheiden der Schwäbischen Alb haüfig zu finden sind, Sandbienen bauen ihre Niströhren im Boden. Mauerbienen nehmen auch künstliche Nisthilfen, z.B. Bambusröhrchen, an. Um zu überleben, sind Wildbienen allerdings nicht nur auf geeignete Nistplätze angewiesen, sondern auch auf ein geeignetes Nahrungsangebot. Spezialisten fliegen nur eine einzige Nahrungspflanze an, die sie am Duft, an optischen Signalen und Oberflächenstrukturen erkennen. Generalisten besuchen viele Blüten.

Früher sah man Wildbienen als nicht so wichtig an. Dabei sind sie nicht nur ökologisch von Bedeutung. 78% aller Blütenpflanzen sind auf Insekten als Bestäuber angewiesen, ihre Bestäuberleistung für die Landwirtschaft wird auf 153 Mrd Euro geschätzt. Dabei bestäuben Hummeln zur gleichen Zeit dreimal so viele Blüten wie Honigbienen, sie sind außerdem auch bei niedrigeren Temperaturen unterwegs. Im Obstanbau ist der Fruchtansatz dank Wildbienen höher.

Bedrohte Brummer

Weltweit ist ein dramatischer Rückgang bei Wildbienen zu beobachten. Schuld daran sind laut Prof. Ayasse zum einen die Landwirtschaft aufgrund von Düngung, Pestizideinsatz und Monokulturen. Eine weitere Ursache sei der Flächenverbrauch durch Industrieansiedlung, Wohnungs- und Straßenbau. Wolle man heute etwas für Wildbienen tun, müsse man interessante, kleinräumige Habitate schaffen, etwa durch Hecken, Totholzvorkommen und geeignete Nahrungspflanzen. Auch der einzelne könne dazu beitragen, etwa durch natürliche Gartengestaltung. Dies sei aber nicht jedermanns Sache. „Schwaben sind nicht gut für Wildbienen, weil sie alles aufräumen wollen“, so Prof. Ayasse. Er empfahl im eigenen Garten ruhig etwas liegen zu lassen, etwa Totholz. Ganz schlimm seien die vielerorts zu beobachtenden Schottergärten, weil sie für Insekten schlichtweg lebensfeindlich seien. Wolle man Wildbienen wirkungsvoll schützen, müsse man sowohl Nisthilfen als auch geeignete Nahrungspflanzen anbieten. Am Ende seines Vortrages berichtete Ayasse noch von „BienABest“ einem vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Forschungsprojekt mit Ulmer Beteiligung, das u.a. die Aufgabe hat, schnell greifende Maßnahmen zur Förderung von Wildbienen und bildbasierte Bestimmungshilfen für jedermann auch per Smartphone zu entwickeln. Des Weiteren erarbeite man ein Pflanzensortiment speziell für Wildbienen, das hoffentlich auch kommerziell angeboten werde. Eine der zahlreichen Fragen des Publikums betraf das Thema geeignete Pflanzenmischungen. Wichtig, so Ayasse, sei darauf zu achten, nur einheimische Arten zu verwenden und keine Neophyten.

© BUND Laichingen

Der Text dieses Artikels erschien am 3.11.2017 in der Schwäbischen Zeitung unter dem Titel „Wie man Wildbienen retten kann“

 

Quelle: http://www.bund-laichingen.de/presse/wildbienen_faszinierende_bestaeuber/