Seit einem Jahr macht der BUND Laichingen auf ein Thema aufmerksam, das in den Medien inzwischen als „Insektensterben“ in aller Munde ist. Es ist grotesk, dass ausgerechnet in Zeiten, in denen die Probleme der intensiven Landwirtschaft ein Stück weit durch private Gärten ausgeglichen werden könnten, dort sterile und tote Schotterwüsten angelegt werden. Dass es auch anders gehen kann, machte Annette Schellenberg aus Ehingen in ihrem Vortrag „Lebendige Gärten“ auf der Jahresversammlung des BUND deutlich.
Wenn man sich die Frage stelle, was einen Garten ausmache, differenziere man Funktion, Raumaufteilung, Raumgestaltung, verwendete Materialien und Pflanzen. Von großer Bedeutung seien die Standortfaktoren, wie Licht, Wasserversorgung, Temperatur, Bodenbeschaffenheit und Wind. Will man etwa Stauden in seinen Garten pflanzen, komme es also darauf an, ob man sie in einem Beet, am Gehölzrand oder in einer Steinanlage platzieren möchte. Wer sich ein Bild machen wolle, wie eine schöne Staudenpflanzung aussieht, könne dies an verschiedenen Orten in der Region tun, etwa im Botanischen Garten in Ulm. Beachtlich sei auch, was eine Kommune wie Bad Saulgau in Puncto öffentliches Grün auf die Beine gestellt habe, um dem Insektenschwund Paroli zu bieten.
Im nächsten Vortragsteil „Lieblingspflanzen“ ging es um Gehölze und Stauden, die ganz besondere ökologische Funktionen ausüben, vor allem als Futterpflanzen für Insekten und andere Eigenschaften, wie sie zum Beispiel die Nachtkerze hat. Sie gedeiht in schattigen Lagen und macht erst abends ihre Blüten auf. Stauden eigneten sich übrigens nicht nur hervorragend für Gärten, sondern auch für öffentliches Grün, wobei es eigens für öffentliche Flächen konzipierte Staudenmischungen gebe, die durch einfache Pflege auch noch Kosten sparen, weil man sie nur einmal im Jahr mähen muss.
Einen pflegeleichten Garten gibt es nicht
Wer einen Garten neu anlege, müsse aber gut planen und gegebenenfalls auch den Boden austauschen. Das Substrat müsse nämlich frei von Wurzelunkräutern sein. Sei er einmal bepflanzt, müsse er auch gepflegt werden. Dazu gehörten Unkrautkontrolle, Rückschnitt im Spätwinter und die Kontrolle ausbreitungsstarker Pflanzen. Pro Quadratmeter ergebe sich pro Jahr ein Zeitaufwand von 5-10 Minuten. Einen pflegeleichten Garten gebe es nicht, doch Schellenberg ermunterte auch zur Gelassenheit. So solle man nicht jedem Blatt oder Krümel hinterherrennen und den Garten als dynamisches Ganzes betrachten: „Gärten sind Lernorte und Lebensschule. Sie bringen das zum Ausdruck, was die Gärtner antreibt, bieten Widerstand und geben Rückmeldung, lehren Geduld und Akzeptanz von Dingen, die man nicht ändern kann. Sie erfordern Aufmerksamkeit und Zuverlässigkeit, bringen Ertrag und sensibilisieren für den Wert von Lebensmitteln, setzen den Menschen in Beziehung mit seiner Umgebung, seinen Mitmenschen und Mitgeschöpfen und der Herkunft seiner Nahrung.“
Das Nebenzimmer des Rössle war gut gefüllt mit BUND-Mitgliedern und Vortragsbesuchern, die zum Abschluss noch eine ausführliche Liste heimischer Wildstauden und weiterführender Links mit nach Hause nehmen konnten.
Text und Bilder © BUND Laichingen