Walter Radtke vom ADFC zu Besuch beim BUND Laichingen
Der BUND, der sich seit Jahren für eine Aufwertung des Radfahrens in Laichingen einsetzt, hatte zur diesjährigen Jahresmitgliederversammlung Walter Radtke vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) zu einem Vortrag eingeladen. Radtke ist nicht nur Vorsitzender des Kreisverbands Neu-Ulm, sondern auch Mitglied des Landesvorstands in Bayern und ein Experte in Sachen Fahrradfreundlichkeit. Wenn er eine Stadt unter die Lupe nimmt, stellt er recht schnell fest, ob Radfahrer geschätzt oder eher vernachlässigt werden. Laichingen bescheinigte er letzteres.
Der ADFC mit seinen 140.000 Mitgliedern vertritt die Alltagsradfahrer. Ziel des Verbandes sei es, mehr Menschen aufs Fahrrad bringen, womit er, wie auch der BUND, Klimaschutz fördere, denn Radfahren sei CO2-frei, daneben leise und mache außerdem Spaß. Damit aus Frust Spaß wird und viele Bürger in die Pedale treten, brauche es einige Voraussetzungen, was Infrastruktur, Kommunikation, Information und Service betrifft. Anhand von Fotos aus dem Laichinger Stadtgebiet benannte Radtke die auf Laichingen zukommenden Aufgaben. So besitze Laichingen nirgendwo Schutzstreifen auf den Straßen, auf denen Radfahrer immer Vorrang haben, die aber auch vom motorisierten Verkehr genutzt werden können, wenn keine Radfahrer unterwegs sind. Separate Radwege seien dagegen problematisch, da die Radfahrer als schwächere Verkehrsteilnehmer aus dem Blickfeld der Autofahrer verschwänden, dann aber wieder mit dem übrigen Verkehr zusammenträfen. Außerdem folgten Radwege manchmal nicht dem direkten Straßenverlauf, Radfahrer hätten aber genauso ein Recht, auf dem schnellsten Weg zum Ziel zu kommen.
Eine gute Maßnahme sei in diesem Zusammenhang die auch in Laichingen bereits erfolgte Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrer. Was Abstellanlagen betrifft, sei in Laichingen ebenfalls noch viel Luft nach oben, dies dokumentierte Radtke anhand von „Felgenbrechern“ wie zum Beispiel den berüchtigten Spiralen vor manchen Geldinstituten. Der Fahrradständer vor dem Rathaus sei vorbildlich, seine Anschaffung wurde übrigens vom BUND angeregt.
Weiterhin sei ein aktives Werben für das Radfahren von Seiten der Kommune wünschenswert, auch müsse man klarmachen, dass alle etwas davon haben, wenn Mobilität vermehrt auf zwei Räder verlagert werde, denn so Radtke, „je mehr Leute Fahrrad fahren, desto schöner ist das Autofahren.“
Beim Thema Beschilderung stehe Laichingen zum Teil gut da, vor allem, was die regionalen Radwanderwege anbetrifft. Als Tipp gab er der Stadt mit auf den Weg, Beschilderung immer von Auswärtigen machen zu lassen, denn nur dann sei gewährleistet, dass keine Ortskenntnis zur Orientierung nötig sei. Im Bereich Service gebe es in größeren Städten Fahrradbeauftragte in der Verwaltung, die etwa kostenlose Radkarten bereithielten. Gute Voraussetzungen für den Radverkehr zu schaffen sei übrigens kein Privileg größerer Städte, als vorbildlich gelte beispielsweise das bayerische Weilheim.
Bürgermeister Klaus Kaufmann, vom BUND wegen der kommunalpolitischen Relevanz zur Jahresversammlung eingeladen, erinnerte an sein Wahlkampfversprechen, Laichingen solle Mitglied im Arbeitskreis fahrradfreundlicher Kommunen werden. Laut Radtke fehlten dazu aber noch alle Voraussetzungen, momentan habe Laichingen „nicht die geringste Chance“, auch fehle es noch am Bewusstsein. Bürgermeister Kaufmann bat um Geduld, da er noch die Verkehrsplanung 2014 abwarten wolle, bevor in Laichingen die Weichen für den Radverkehr neu gestellt werden.
Vollständige Fassung des am 25.3.2014 in der Schwäbischen Zeitung erschienenen Berichts
© BUND Laichingen, 25.3.2014